Der Einfluss der Nachtschichtarbeit auf die Ätiopathogenese von Krebserkrankungen im Handlungsfeld der betrieblichen Gesundheitsförderung

  • Die Zahl der Menschen, die von Nachtarbeit betroffen sind, steigt zunehmend. Dabei kommt es zur Verschiebung des biologischen 24-Stunden-Rhythmus des Menschen, der an den täglichen Wechsel von Tag und Nacht sowie Licht und Dunkelheit gekoppelt ist, was auch als zirkadianer Rhythmus bezeichnet wird. Schichtarbeiter sind nachts einer Lichtexposition zu physiologisch ungewohnter Zeit ausgesetzt, was einen Pathomechanismus bewirkt, der zahlreiche Körperfunktionen und damit den Gesundheitszustand der Arbeiter beeinträchtigen kann. Diese nachhaltige Störung der Synchronisation von internen biologischen Prozessen und externen Einflüssen wird als Chronodisruption bezeichnet und kann langfristig zur Krebsentstehung beitragen, wie neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gezeigt haben. Dabei spielt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin eine zentrale Rolle. Somit kann der durch Nachtarbeit entstehende Melatoninmangel zur Genese von Krebserkrankungen entscheidend beitragen. Da die Schichtarbeit einen zunehmend unverzichtbaren Teil der Arbeitswelt ausmacht, ist die Prävention von Erkrankungen der speziellen Berufsgruppe der Schichtarbeiter durch Erkennen von Risikofaktoren hinsichtlich der Krebsentstehung durch Nacht-/Schichtarbeit am Arbeitsplatz zunehmend von großer Bedeutung. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) als Einrichtung der Weltge-sundheitsorganisation führte im Jahre 2007 eine umfassende Untersuchung der aktuellen Studien über Arbeitnehmer, die in wechselnden Schichten Nachtarbeit ausüben, durch, was die analytische Grundlage dieser Arbeit bildet. Davon wurden sechs Studien nach relevanten Kriterien ausgewählt und durch die im Rahmen der vorliegenden Arbeit selbst entwickelten Methode des Studien-Paar-Vergleiches' analysiert. Insgesamt wiesen vier der sechs Studien auf einen positiven Zusammenhang zwischen der Nachtschichtarbeit und der Krebsentstehung hin. Es folgten drei Paar-Vergleiche der vorgestellten Studien, innerhalb derer anhand verschiedener Faktoren und der herausgestellten Qualität der einzelnen Studien dargestellt wurde, welche Ergebnisse als zuverlässig anzusehen sind. Bei der Gegenüberstellung der drei Hauptergebnisse der Studien-Paar-Vergleiche überwiegt die allgemeine Annahme, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Ausübung Nachtschichtarbeit und der Entwicklung einer Krebserkrankung gibt. Dass dennoch zahlreiche weitere Studien auf einen positiven Zusammenhang zwischen der Ausübung von Schichtarbeit allgemein bzw. Nachtschichtarbeit im speziellen und der Genese verschiedener Krebsarten unter Berücksichtigung zahlreicher weiterer möglicher Einflussfaktoren hindeuten, verdeutlicht die hohe Ambivalenz der Thematik. Daher werden weiterhin Gestaltungsempfehlungen der Schichtarbeit zur Minderung des Risikos einer Krebserkrankung und zur Verbesserung der Gesundheit der Mitarbeiter im Schichtdienst im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung gegeben.

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Metadaten
Author:Sandra Reichel
Advisor:Lothar Rausch, Antje Jager
Document Type:Bachelor Thesis
Language:German
Name:-
-, 08056 Zwickau
Date of Publication (online):2012/12/12
Year of first Publication:2012
Publishing Institution:Westsächsische Hochschule Zwickau
Date of final exam:2012/09/24
Tag:Krebs; Nachtschichtarbeit; betriebliche Gesundheitsförderung
Page Number:81 Seiten, 7 Abb., 5 Tab., 89 Lit.
Faculty:Westsächsische Hochschule Zwickau / Gesundheits- und Pflegewissenschaften
Release Date:2012/12/12