Gemeinsam unterschiedlich sein Herausforderungen und Lösungsansätze der Versorgung von Patienten mit türkischem Migrationshintergrund im deutschen Gesundheitssystem - Eine qualitative Studie

  • Zusammenfassung Einleitung Im Jahr 2008 lebten rund 15,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Rund 7,3 Millionen von ihnen sind Ausländer. Mit ca. 23,2 % sind Menschen türkischer Herkunft am stärksten in der ausländischen Bevölkerung vertreten.1 So stellt auch die Beschäftigung mit den Besonderheiten der Gesundheitsversorgung im Zusammenhang mit dem islamischen Glauben und Lebensstil einen zentralen Punkt in der öffentlichen Diskussion dar. Die Datenlage gerade im Bezug auf repräsentative Untersuchungen ist jedoch mangelhaft. Im Mittelpunkt stehen hier zumeist sehr spezielle Fragestellungen und vergleichende Untersuchungen zur Prävalenz und Inzidenz einzelner Krankheiten.2 Trotz der häufig konstatierten Unterschiede in den Kulturen durch die Einwirkung des Islam und der damit eng verbundenen türkischen Lebensweise, gibt es kaum empirische Befunde zu den Implikationen dieser Fragestellung für die gesundheitliche Praxis. Fragestellung Die Untersuchung soll die Zusammenhänge zwischen den in der Literatur oft beschriebenen Besonderheiten und der sozialen Realität in der gesundheitlichen Praxis rekonstruieren. Die zentralen Fragestellungen der vorliegenden Arbeit sind: 1. Wie stellen sich die theoretisch erörterten Aspekte in der Praxis aus Sicht der Experten dar? 2. Welche Verbesserungspotentiale und Lösungsansätze lassen sich daraus ableiten? Methoden In der vorliegenden Arbeit finden die wissenschaftlichen Methoden der qualitativen Sozialforschung Anwendung. Zur Datenerhebung wurden semistrukturierte Experteninterviews durchgeführt, die es ermöglichen, den Fokus explizit auf den Einzelfall zu richten und ein Bild der sozialen Wirklichkeit zu rekonstruieren.3 Mit Hilfe einer flexibel erweiterbaren Kategorienmatrix wurden die Textabschnitte kodiert und im Folgenden die zentralen Themen zur weiteren Bearbeitung identifiziert. Ergebnisse Insgesamt konnten fünf Experten befragt werden, die klare Vorstellungen von den Herausforderungen in der Versorgung türkeistämmiger Migranten äußerten. Ein zentraler Themenschwerpunkt war die Übersetzungstätigkeit von Angehörigen. Die Gesprächspartner lehnten Sprachmittlung durch Familienangehörige, insbesondere durch Kinder, kategorisch ab. In der Arzt-Patienten-Beziehung betrachteten sie das Vertrauensverhältnis zum Mediziner als besonders wichtig für eine zielführende Behandlung, waren aber unterschiedlicher Auffassung darüber, wie dieses hergestellt werden kann. Einig waren sich die Experten hingegen in dem Punkt, dass der Anamnese eine herausragende Bedeutung in der APB zukommt. Nur mit Hilfe einer ausführlichen Erhebung der Patientengeschichte kann der Arzt seiner Verantwortung nachkommen und mögliche Ressourcen und Stressoren bezogen auf den Gesundheitszustand des Patienten identifizieren. Denn tritt Non-Compliance als Folge von Kommunikations- und Interaktionsschwierigkeiten auf, hat diese häufig gravierende Folgen für die Patienten.

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Metadaten
Author:Mirjam Staffa
Advisor:Beate MitzscherlichGND, Aglaja Sedelmeier
Document Type:Bachelor Thesis
Language:German
Name:-
-, 08056 -
Date of Publication (online):2010/10/22
Year of first Publication:2010
Granting Institution:Westsächsische Hochschule Zwickau, Westsächsische Hochschule Zwickau
Date of final exam:2010/09/07
Tag:Gesundheitsversorgung; Migration
Page Number:97 Seiten, 4 Abb., 3 Tab., 71 Lit.
Faculty:Westsächsische Hochschule Zwickau / Gesundheits- und Pflegewissenschaften
Release Date:2010/10/22