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PAVILLON IM SCHLOSSPARK
(2010)
PAVILLON IM SCHLOSSPARK BACHELORPROJEKT | OLIVER LENK ANALYSE Der Planitzer Schlosspark ist ein Denkmal der Gartenkunst. Die Neuschöpfung Carl Eduard Petzolds ist eine der wenig erhaltenen Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts. Die spätklassisch-romantische Stilform ist typisch für englische Landschaftsgärten in Deutschland. Als rein wirtschaftliche Nutzung angelegt, entwickelte sich die Anlage zur Repräsentation und Erholung für die Schlossherrschaft. Im Jahre 1935 wurde der Schlosspark erstmals für die Bevölkerung geöffnet. Der Landschaftspark ist Teil des >Schlossensembles Planitz< mit Lukaskirche, Park und Schloss, in welchem sich heute das Clara-Wieck-Gymnasium befindet. Dank einer Folge ineinander übergehender Räume gewinnt der Park an Größe und Vielfalt. Durch geschickte Nutzung topographischer Gegebenheiten und einer kulissenartigen Anordnung der Baumformen wird diese Wirkung gesteigert. Entgegen Petzolds Planungen mit großzügigen Ausblicken in die Landschaft gibt es heute nur noch bedingt Ausblicke nach Osten. Ein Pavillonneubau würde sich im Landschaftsgarten anbieten. Eine Nutzung in dem besonderen Ensemble des Parks würde vor allem für das Gymnasium, verschiedene Kirchgemeinden und unzählige Privatpersonen attraktiv sein. Gerade ein Bau für private Feierlichkeiten würde sich anbieten, da derartige Einrichtungen in der Umgebung kaum zur Verfügung stehen. Der Entwurf sollte daher vielseitig verwendbar sein. Weiterhin sind eine behutsame Einbindung des Pavillons und die Beachtung von Gebiets prägenden Einflüssen von großer Bedeutung. KONZEPT | FORM Die Wiederherstellung der Ausblicke in die Landschaft des Parks und in die Ferne des Muldentals war für das Konzept die wichtigste Überlegung. Das Plateau an der höchsten Stelle des Parks eignet sich am besten für ein Panorama. So entstehen zwei unterschiedliche Blickfelder. Eines nimmt die Nähe des Parks auf und bildet Beziehungen zu charakteristischen Punkten wie dem kleinen See, dem Teepavillon oder der Lukaskirche. Der zweite Blickwinkel streckt sich in die Weite des Tals und komplettiert das Spiel aus Nähe und Ferne. Diese inszenierten Blickbeziehungen sind schon in der Geschichte als Merkmal englischer Landschaftsgärten bekannt. Die entstandenen Räume mit unterschiedlicher Tiefe werden getrennt nebeneinander gelegt. Ein Großteil des langgestreckten Bandes umschlingt die beiden Bereiche, um diese noch stärker zu fokussieren. Dieser Streifen entwickelt sich zu einer Wand und bildet das Volumen. Es entstehen ein offenes Volumen mit Aussicht in den Park und ein tieferer Raum mit Blick in das Tal. ENTWURF | MATERIAL Das Band aus Wandscheiben beinhaltet sämtliche Funktionen wie eine Bar, Toiletten oder Lagerflächen für die Bühne, Stühle und Trennwände. Im Außenbereich bilden sie zusätzliche Sitzmöglichkeiten eines freien Aussichtspunktes und eines Grillbereiches. Die beiden Innenräume sind unabhängig voneinander nutzbar, so können Präsentationen, Ausstellungen oder Konzerte parallel ablaufen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Zwischenwand und die Glasfassade der Westseite zu öffnen. Die mäandrierende Wand wird, ohne Unterschied von Innen- und Außenraum, mit Cortenstahl verkleidet. Dieses rostbraune Material bindet sich durch die natürliche Farbe gut in die landschaftliche Umgebung ein. Die Außenseite des Daches ist mit dem gleichen Material bedeckt. An der Innenseite kommt die Betonkonstruktion zum Vorschein. BEDEUTUNG Das nahe gelegene Clara-Wieck-Gymnasium bietet als einziges in der Region das künstlerische- und das musische Profil an. Der Pavillon würde temporären Ausstellungen oder regelmäßigen Konzerten des Schulorchesters oder der Chöre einen besonderen Reiz verleihen. In Verbindung mit dem historischen Ort und der Beziehung zu Nähe und Ferne bildet der Entwurf einen hervorragenden Platz für die verschiedensten kulturellen Veranstaltungen.
renaturierung des menschen wo liegt die grenze zwischen architektur und landschaft? diese vermeintlich klare aufteilung ist bei näherer betrachtung gar nicht mehr offensichtlich. architektur ist etwas künstlich geschaffenes, mag jetzt mancher sagen und das ist sicherlich richtig. nun einmal abgesehen davon, dass auch landschaft in vielen fällen artifiziell erzeugt wurde, stellt sich die frage danach, ob nun architektur einen parasitären oder symbiotischen charakter oder vielleicht sogar beides in sich vereint hat. in dem moment, wenn architekturraum mit dem landschaftsraum zusammentrifft, kommt es zu einer alternation. ist durch den eingriff nun der gesamte landschaftsraum selbst zu etwas künstlichem geworden oder die architektur teil desselbigen? architektur nutzt den landschaftlichen raum aus, kann ohne ihn nicht bestehen. gleichzeitig schafft sie aber auch selbst raum und geht eine verbindung zu dem ein, aus dem sie geboren ist. die baukunst ist ein von menschen geschaffenes mittel um dessen bedürfnis nach sicherheit nachzukommen. gleichzeitig ist sie aber auch ein bindeglied zur natur. es ist daher absolut unmöglich, dass sich etwas gebautes nicht in irgendeiner weise zu seiner umgebung in beziehung setzt und wenn es das völlige abwenden davon ist, auch das ist eine reaktion. darum beinhaltet das bauen immer auch mehr als nur die pure zweckerfüllung. es gibt noch eine transzendente ebene die zwar unterbewusster liegt, aber nicht minder an bedeutung ist. diese lässt sich wohl am besten mit 'fühlen und erleben' titulieren. kann also architektur den menschen nicht nur vor den einflüssen der natur schützen, sondern ihn ihr auch wieder näherbringen? genau diese frage ist kern der auseinandersetzung, welche sich diese masterthesis widmet. unter dem titel 'landschaftslabor thüringer oberlandbahn' verbirgt sich weniger das tatsächliche erforschen wissenschaftlicher phänomene, als mehr eine offene haltung des entdeckens von natur und dem was einfach da ist oder eben gerade nicht da ist. das projektgebiet liegt im thüringer schiefergebirge. es handelt sich jedoch nicht um ein einzelnes grundstück, sondern um eine stillgelegte bahnstrecke mit einer länge von zirka 50 kilometern, im osten des thüringer schiefergebirges. die oberlandbahn ist selbst schon eine sehenswürdigkeit mit einem streckenverlauf der nahezu unberührte und abwechslungsreiche naturräume quert. entlang weiter felder, dichter wälder, idyllischer gewässer, enger täler und verträumter dörfer zieht sich die alte bahntrasse mit hohen viadukten, dunklen tunneln und sanften kurven. das entwurfskonzept beruht auf der idee die qualitäten der oberlandbahn heranzuziehen, um einen attraktiven wanderweg zu etablieren. verschiedene architektonische interventionen sollen sich mit markanten sowie unbemerkten orten an der strecke auseinandersetzen oder diese ergänzen. die sinne des besuchers schärfen, das aufmerksam machen und atmosphäre vermitteln steht weithin im vordergrund. zudem liefern diese architekturen informationen zu umgebung, der historie und erzählen hierfür oft kleine anekdoten oder sagen. sie verstehen sich als begehbare skulpturen entlang des bahnwanderpfades und suchen stets die verbindung zwischen mensch und ort. ziel dahinter sind allerdings nicht nur vereinzelt punktuelle eingriffe ohne zusammenhang. der weg soll in seiner gesamtheit eine bewusste erfahrung für den besucher erzeugen. durch vermittlung einer essenz aus der regionalen qualität soll das konzept zeigen, dass die erholsamkeit der natur nicht nur in den alpen oder an der see zu finden ist.