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Die Bereitstellung von Informationen und Daten für den Bereich der Palliativmedizin hat für die Gesellschaft und die Forschung eine große Bedeutung. Ein gesellschaftlicher Diskurs zum Thema Pflege am Lebensende fördert die Weiterentwicklung der Palliativmedizin. Nicht zuletzt der demografische Wandel und der Wandel in den Familienstrukturen macht Palliative Care in der Zukunft unerlässlich. Palliative Care, in Deutschland auch Palliativversorgung genannt, ist eine Zusammen-fassung verschiedener Handlungsprinzipien, die bei der Pflege sterbender Menschen vorherrschen. Die Definition der WHO für Palliative Care beschreibt sie als Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität, beschränkt auf Patientenpopulationen mit unheilbaren Krankheiten. Die Pflege richtet sich auf die individuellen Probleme der Patienten und dessen Bezugspersonen aus, egal ob diese auf physischer, psychischer, sozialer oder spiritueller Ebene entstehen. Das Praktizieren von Palliative Care ist nicht ortsgebunden. So gibt es verschiedene SAPV-Angebote. Dies stellt eine bedarfsgerechte Versorgung unheilbar kranker Menschen dar, in einem Umfeld ihrer Wahl. Eine solche Betreuung gelingt nur durch die Unterstützung von Angehörigen und Ehrenamtlichen, die in der Palliative Care ein fester Bestandteil sind. Die Palliativmedizin wirkt nach Heilungsprinzipien, die schon lange vor Christi Geburt praktiziert werden. Mit der Hospizbewegung ab 1960 bringt die Vorreiterin Cicely Saunders und einige andere die Weiterentwicklung der Palliativmedizin in Schwung. Das Ziel dieser Arbeit ist es, mehr statistische Daten für die Forschung in der Palliativmedizin bereitzustellen. Betrachtet werden dabei verschiedene Parameter zur Struktur der Patientenpopulation und zur Versorgungssituation auf der Palliativstation der Klinikum Chemnitz gGmbH. Die Arbeit stellt einen Teil der Grundlage für einen geplanten sachsenweiten Vergleich vorliegender statistischen Parameter dar. Beispielhaft werden Beziehungen zwischen Variablen, mittels Hypothesentestung von drei Hypothesen, überprüft. Die Klinikum Chemnitz gGmbH, bis zur Wende ein städtischer Eigenbetrieb, gibt es seit dem Jahr 1350. Mit einem starken Bevölkerungswachstum setzte ab 1883 die stetige Erweiterung an verschiedenen Standorten des Klinikums ein. Im Fokus steht eine zielgerichtete Investitionspolitik, welche gut ausgebildetes Personal, stetige Renovierungen und die Arbeit mit Medizintechnik, die auf dem neuesten Stand ist, ermöglicht. Die Palliativstation am Standort Küchwald gehört zum Geriatriezentrum der Klinik. Ein multidisziplinäres Team erbringt hier nach den Grundsätzen der Palliative Care eine ganzheitliche Pflege und Betreuung von unheilbar kranken, sterbenden Menschen. Die Untersuchung beruht auf Auswertungen von Patientenakten der Palliativstation. Einschlusskriterium ist ein Aufenthalt zwischen Juli 2015 und Dezember 2015. Eine Patientenakte ist seitens der Klinik nicht auffindbar, sodass 156 Akten die Grundgesamtheit abbilden. Die zu erfassenden statistischen Parameter werden über die Darstellung des Datensatzes mit seinen Variablen und dessen Ausprägungen aufgezeigt. Die betrachtete Patientenpopulation weist einen Altersdurchschnitt von 70,16 Jahren auf und besteht zu 57,69% aus männlichen Patienten. In den meisten Fällen sind die Patienten verheiratet und leben in einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung. In einem Fall ist eine Demenzwohngruppe als Wohnort vor dem Aufenthalt auf der Palliativstation angegeben. 96,79% der Patienten haben noch Angehörige in ihrem Umfeld. Über 60% der Patientenpopulation haben zum Zeitpunkt der Aufnahme eine Patientenverfügung. Am häufigsten erfolgt die Aufnahme auf die Station aufgrund allgemeiner Körperschwäche, einer stark ausgeprägten Schmerzsymptomatik, einem reduzierten Allgemeinzustand oder Mangelernährung. Die häufigsten Diagnosen nach der Aufnahme sind bösartige Neubildungen im Oberlappen des Bronchus (C34.1) und im Knochen oder Knochenmark (C79.5). Am meisten durchgeführte therapeutische Maßnahmen während des Aufenthaltes sind Physio- und Psychotherapie. Aber auch Seelsorge, unter anderem als Unterstützung der Angehörigen, wird in 20 Fällen genutzt. Schmerztherapie ist die häufigste medizinische Maßnahme. Die Schmerzmedikation lässt sich in WHO-Stufen klassifizieren. Unter die WHO-Stufe III zählen bspw. die Medikamente Morphin und Hydromorphon. Beides wird, insgesamt in 115 Fällen, auf der Palliativstation verabreicht. Bei 51,92% der Patientenpopulation werden diese Medikamente ab dem ersten Behandlungstag verabreicht. Eingewiesen werden die meisten Fälle von einer anderen Station der Klinik. Zudem kommen Fälle aus der Notfallambulanz, aus einem externen Krankenhaus oder durch Einweisung eines Haus- oder Facharztes. Über die Hälfte der Patienten verstirbt noch während des Aufenthaltes auf der Palliativstation. 20,51% werden nach Hause entlassen und die anderen in Hospize, andere Kliniken oder Pflegeeinrichtungen verlegt. Die durchschnittliche Verweildauer auf der Station liegt bei 9,26 Tagen und eine Wiederaufnahme von Patienten erfolgte in 25 Fällen. Unterstützungen außerhalb der Palliativstation werden in Form des krankenhausinternen Sozialdienstes von 64,1% der Patientenpopulation und in Form ambulanter Weiterbetreuung von 15,4% genutzt. Die Hypothesentests zeigen, dass sich die geprüften Variablen untereinander nicht beeinflussen. Die Nullhypothese kann in keinem der drei Fälle durch den Chi-Quadrat-Test verworfen werden. Kritisch zu betrachten ist die Repräsentativität der Ergebnisse. Es sind keine Verallgemeinerungen auf andere Palliativstationen möglich. Zudem kommt der Nachteil von retrospektiven Erhebungen, dass Fehler in der Dokumentation unbekannt bleiben und in die Auswertungen mit einfließen. Die Akten als schriftliche und digitale Medien erschwert die Datenerhebung, bringt jedoch die zu erfassenden Parameter hervor. Eine Übertragung von Excel in SPSS ist für die bessere Auswertung sinnvoll. Jedoch müssen einige Variablen im Nachhinein angepasst werden, was die Wahrscheinlichkeit von Fehlern in den Werten erhöht. Die Art und Weise der Erhebung und Bearbeitung der Daten ermöglicht trotzdem die Zielerreichung. Aus der Interpretation und dem Vergleich zum aktuellen Forschungsstand einzelner Ergebnisse lassen sich keine großen Unterschiede oder Besonderheiten in Bezug auf die deutsche Bevölkerung erkennen. Das Ziel, die Struktur und Versorgungssituation der Patientenpopulation der Palliativstation des Chemnitzer Klinikums aufzuzeigen, wird über die Erhebung und Auswertung verschiedener statistischer Parameter erreicht. Die Arbeit stellt neue Daten für die Forschung im Bereich der Palliativmedizin zur Verfügung. Zudem werden Daten bereitgestellt, die repräsentativ für die Palliativstation dieses Klinikums sind. Zudem ist diese Arbeit ein Teil der Grundlage für einen geplanten sachsenweiten Vergleich. Dieser wird repräsentative Daten für ganz Sachsen hervorbringen.
Als das Patientenrechtegesetz in Kraft tritt, sind Krankenhäuser dazu verpflichtet, ein Risikomanagement- und Fehlerberichtssystem in die Unternehmensstruktur zu integrieren. Der Gemeinsame Bundesausschuss legte dazu Mindestanforderungen an das Klinische Risikomanagement (kRM) fest. Im Fokus stehen dabei bspw. niedrigschwellig gestaltete Fehlermeldesysteme, auf die alle Mitarbeiter Zugriff haben, um möglichst viele Risiken aus verschiedenen Bereichen einer Organisation aufzudecken. Unterschiedlichste Studien zeigen jedoch, dass das deutsche Gesundheitswesen Nachholbedarf im Bereich des kRM aufweist.
Nach der DIN EN ISO 9000:2015 und der DIN ISO 31000:2018 ist Risiko eine negative oder positive Abweichung vom Erwarteten. Für die vorliegende Arbeit wird der Risikobegriff mit negativen Abweichungen assoziiert. kRM ist dabei die Gesamtheit zielgerichteter Maßnahmen, die die Mitarbeiter aller Hierarchieebenen zur Eindämmung und Kontrolle von krankenhausinduzierten Patientenschäden befähigen. Zusammengefasst läuft der gesamte Risikomanagementprozess in fünf Schritten ab, der Risiko-Identifikation, der -Analyse, -Bewertung und –Bewältigung sowie der Risiko-Evaluation. Für jeden dieser Schritte gibt es verschiedene methodische Vorgehensweisen und Instrumente. Unter anderem zählen interne Audits, Befragungen, Fehlermöglichkeits- und Einflussanalysen (FMEA), Gefährdungsbeurteilungen (GFB), ein Beschwerdemanagement, ein „Critical Incident and Report System“ (CIRS) sowie Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (M&MK) dazu. Zum Umgang mit diesen Instrumenten gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Für alle ist jedoch empfohlen Verantwortlichkeiten festzulegen, mittels Checklisten und Formblättern zu arbeiten und die Grundsätze der Sanktionsfreiheit, Anonymität und Freiwilligkeit zu wahren. Weitere unterstützende Instrumente sind Prozessbeschreibungen sowie national und international geltende Normen und Gesetze.
In der Projektphase ist eine umfassende Erhebung des IST-Standes im Bereich des kRM der Klinik durchzuführen. Zu berücksichtigen sind dabei für die Klinik gültige Verfahrensanweisungen und Konzepte zum kRM, die über eine Dokumentenanalyse ausgewertet werden. Des Weiteren wird die Handhabung der Instrumente über ein Interview mit der Qualitätsmanagementbeauftragten der Klinik sowie über eine schriftliche Befragung verschiedener Berufsgruppen genauer hinterfragt und anschließend analysiert. Auf Grundlage dessen schließt sich eine Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) des Prozesses an, um Strategien für das kRM abzuleiten sowie Verbesserungspotenziale aufzudecken. Die Analyse der Dokumente erfolgt iterativ. Dabei werden die einzelnen Absätze in den Dokumenten mehrmals bearbeitet und die daraus resultierenden Informationen werden
vorher definierten Kategorien zugeordnet. Eine Bewertung der Informationen innerhalb der Kategorien erfolgt dann anhand aktueller Literatur. Das Experteninterview erfolgt mittels Interviewleitfaden und wird im Anschluss nach geltenden Regeln transkripiert.
Die Auswertung des Transkriptes erfolgt anhand einer Dokumentenanalyse, wie eben beschrieben. Für die Befragung werden insgesamt 25 Fragebögen an die Chefärzte und Stationsleitungen der einzelnen Abteilungen versandt sowie an einige Fachpflege- und Hilfskräfte. Die Analyse der Angaben zum Umgang mit den einzelnen Instrumenten des kRM erfolgt über die Statistiksoftware SPSS. Für die anschließende SWOT-Analyse werden interne Stärken und Schwächen den externen Chancen und Risiken gegenübergestellt und anhand von vier Grundgedanken daraus Strategien und Verbesserungspotenziale für das kRM abgeleitet. Aus der Analyse ergibt sich, dass die bereits genutzten technischen Möglichkeiten, die Vorgehensweise anhand von national und international geltenden Empfehlungen und Gesetzen, die Einbindung verschiedener Berufsgruppen, externer Fachkräfte und Bereichsbeauftragter im kRM sowie das Erstellen von Verfahrensanweisungen, Checklisten und Formblättern zu den einzelnen Instrumenten fortführen sind. Verbesserungspotenziale bestehen im Bereich der digitalen Prozessüberwachung, mit Prüfung der kontinuierlichen Anwendung einzelner Instrumente, der Beteiligung an klinikübergreifenden Netzwerken sowie der Informationsweitergabe an möglichst alle Mitarbeiter. Dafür gibt es bspw. die Möglichkeiten digitale Workflows zu nutzen, das Eintreten ins deutschlandweite CIRS-Netzwerk sowie die Weitergabe von Informationen zum kRM über E-Mailverteiler, ein schwarzes Brett oder die interne Zeitschrift der Klinik. Im deutschlandweiten Vergleich lässt sich feststellen, dass die Klinik ein gutes kRM vorweist. Im Bereich der internen Schulungen zum Umgang mit klinischen Risiken haben die meisten deutschen Kliniken
Nachholbedarf. Besonders positiv fallen beim analysierten kRM die Durchführung von internen Audits sowie die Verwendung der Analysemethode der FMEA auf. Damit sich der systematische Umgang mit klinischen Risiken in allen Aktivitäten der Einrichtung widerspiegelt, sind die Verbesserungspotenziale umzusetzen.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer Befragung der gesamten Belegschaft zum kRM, um die Motivation zur Beteiligung am Prozess aller Mitarbeiter herauszuarbeiten und einen umfangreicheren Überblick über Ursachen fehlender Beteiligung zu erhalten. Es ist wichtig das kRM als dynamischen Prozess zu verstehen und fortlaufend an sich ändernde interne und externe Einflüsse anzupassen.